Corona – Sachsen hebt Beherbergungsverbot auf: Erzgebirgskreis Risikogebiet – Hoteliers sind besorgt, ausführliche Interviews von Hoteliers zum Verbot, Vizepräsident Dehoga Sachsen: „Die Hotels sind nicht die Hotspots.“
Ausführliche Interviews mit zwei Hoteliers, Hoteliers sehen einen zweiten Lock Down kritisch: „Wenn ein Verbot käme, dann wird es schon kritisch – es fehlen uns dann zwei, drei Monate. Wir reden dann nicht mehr von 8 Wochen Lock down, sondern über einem größeren Zeitraum.“
Datum: 15.10.2020 - 11:47 Uhr
Ort: Bärenstein / Oberwiesenthal / Sachsen / Landkreis Erzgebirgskreis
Wir haben folgende Geschichte recherchiert:
Düster ist nicht nur das Wetter, sondern auch die Stimmung im Erzgebirge. Seit dieser Woche gehört der Erzgebirgskreis zu einem Risikogebiet. Die Infektionszahlen steigen weiter und erreichten gestern fast 100 Infizierte in 7 Tage auf 100.000 Einwohner. Die Bundesregierung tagte am Mittwoch zahlreiche Stunden und das wichtigste Thema, das Beherbergungsverbot, wurde nach den Herbstferien auf den 8. November vertagt. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer geht diesen Konsens jedoch nicht mit. Schon gestern verkündigte er, dass das Beherbergungsverbot sofort außer Kraft zu setzen. Nur noch wenige Wochen und die Weihnachts- und Adventszeit beginnt im Erzgebirge. Es ist genau diese Zeit, welche die Hotels und Gaststätten benötigen, um aus den Folgen des 1. Lockdowns noch einiger Maßen herauszukommen. Ein Beherbergungsverbot wäre fatal für die Branche. Jens Ellinger – Vizepräsident Dehoga Sachsen bringt es auf dem Punkt: „Die Hotels sind nicht die Hotspots. Seitdem wir wieder aufhaben, haben wir keinen Coronafall in unserem Hotel.“ Auch Benny Langer sieht einen erneuten Lock Down sehr kritisch: „Wenn ein Verbot käme, dann wird es schon kritisch – es fehlen uns dann zwei, drei Monate. Wir reden dann nicht mehr von 8 Wochen Lock down, sondern über einem größeren Zeitraum.“
Angst geht bei den Hoteliers nicht um, aber eine gehörige Portion Respekt ist vorhanden. Fakt ist: Kommt es zu einem erneuten Lock Down sind viele touristische Unternehmen Pleite und auch das Beherbergungsverbot wird spürbare Spuren hinterlassen.
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Unsere O-Töne
Benny Langer – Inhaber Hotel Fichtenhäusl Bärenstein: „Es ist natürlich eine schwierige Situation. Man kann vieles Nachempfinden, klar es geht um die Sicherheit der Menschen. Man muss aber auch die Kirche im Dorf lassen. Hätte man bei jeder Grippewelle die Wirtschaft gegen die Wand gefahren, wären wir heute nicht mehr da. Es gibt Wege und Mittel, dass nach wie vor Beherbergung in einem sicheren Rahmen möglich sind. Es ist mit dem Verordnungschaos einer Oberkatastrophe. Ich wünsche mir klare Aussagen und klare Regeln. In diesem Maß wie wir es jetzt spielen, völlig überzogen. Es gibt Stornierungen, die sind da, geschuldet aber der Verunsicherung der Bevölkerung. Sie ist so groß, letztendlich kennt sich keiner mehr aus. Es gibt Wege und Mittel die Pandemie zu handhaben. Ich wünsche mir, dass Herr Kretschmer Erfolg hat. Wir werden alles tun, die Gesundheit unserer Gäste und Mitarbeiter gewährleistet wird. Weihnachtszeit ist Hauptgeschäft des Jahres und gehört zum Erzgebirge dazu. Es wäre sehr traurig, wenn die Weihnachtszeit ausfallen würde. Es wäre für uns nicht kritisch aber sehr ärgerlich. Alles was wegfällt ist eine Einbuße, wir haben laufende Kosten und Mitarbeiter. Weihnachten ist ganz klar der Dezember, die Leute kommen extra dafür her. Wenn ein Verbot käme, dann wird es schon kritisch – es fehlen uns dann zwei, drei Monate. Wir reden dann nicht mehr von 8 Wochen Lock down, sondern über einem größeren Zeitraum.
Alexander Schulz – Inhaber Sommerrodelbahn: „80 % unserer Wirtschaft wird von Tourismus gefördert. Das kann Existenzen bedrohen, wir haben solch eine Krisensituation dieses Jahr schon einmal durchlebt. Jeder ist sich bewusst gewesen, dass es noch einmal zu einer 2. Welle kommen kann, man muss sich darauf einstellen. Wir haben über dem Sommer ein sehr gutes Geschäft gehabt, da viele Deutscher innerland Urlaub gemacht haben. Generell der Winter ist wichtig, wir leben vom Skitourismus. Wenn die Reisefreiheit eingeschränkt wird, wird das negative Auswirkungen auf unserem Geschäft haben. Wir haben keine Angst, aber Respekt.“
Jens Ellinger – Geschäftsführer Elldus Ressort und Vizepräsident Dehoga Sachsen: „Die Problematik ist, wir bekommen viele Anrufe von Gästen, die gebucht haben. Man spürt eine extreme Unsicherheit der Gäste. Wir können nicht viel machen und müssen uns an den Vorschriften halten. Es gibt Stornierungen, zum Glück buchen viele Gäste um. Es ist eine sinnvolle Entscheidung, da das Verbot inhaltlich einfach nicht realistisch und durchsetzbar ist. Wir sind für die Gastfreundlich zuständig und nicht Hilfskräfte für Ordnungsamt und Polizei. Ich begrüße es sehr, wenn das Verbot für Sachsen aufgehoben wird. Weihnachten, Wintersaison – das ist ein ganz entscheidender ökonomischer Faktor für das Erzgebirge. Wir konnten die vergangenen Monate einiges aufholen. Wenn wieder solch ein Rückschlag käme, das wäre für viele Kollegen eine bedeutsame Geschichte. Es sind einige Kollegen schon am existenziellen Minimum angelangt. Wenn jetzt erneut ein Lock Down kommen würde, wäre das für einige eine Katastrophe. Die Hotels sind nicht die Hotspots. Seitdem wir wieder aufhaben, haben wir keinen Coronafall in unserem Hotel.
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