Paukenschlag für Frisöre im Vogtlandkreis: Coronatest für Frisörtermin erforderlich, es hagelt an Terminabsagen: jeder Kunde muss bei seinem Besuch Coronanegativtest vorlegen, Kunden sagen reihenweise Termine ab „es ist technisch nicht möglich“
Stimmung bei den Frisören im Vogtlandkreis am Tiefpunkt, alle Vorbereitung für eine Wiedereröffnung sind erledigt, „Wir haben gar keine Vorbereitungszeit, wir können diese Test-Termine gar nicht so schnell versorgen“
Datum: 27.02.2021 - 11:25 Uhr
Ort: Falkenstein/Vogtland / Sachsen / Vogtlandkreis
Deutschland macht sich ab Montag schön – aber nicht im Vogtland. In nur zwei Tagen veranlasst der Landrat des Vogtlandkreis Rolf Keil (CDU) eine neue Allgemeinverordnung und die hat es in sich. Nicht nur, dass Schulen und Kitas wieder schließen müssen, sondern dass alle Friseurkunden sich vor ihrem Haarschnitt testen lassen müssen. Zahlreiche Frisöre reagierten empört auf die neue Verordnung. Michael Lienemann ist Friseurmeister in der 4. Generation und hat absolut kein Verständnis dafür. „Wir selber waren gerade beim Coronatest, als die Nachricht kam, dass sich Kunden für ihren Friseurtermin auch auf Corona negativ testen lassen müssen. Das ist natürlich eine Oberkatastrophe. Weil das ein riesen Aufwand ist und Kunden abschreckt, die endlich nach 10 Wochen Lock Down einen Friseurtermin bekommen haben“, so Lienemann. Die Frisöre fragen sich vor allem wie das zu realisieren sei. Es ist technisch gar nicht möglich. Die Kunden haben gar keine Chance sich vorher testen zu lassen. So musste es kommen wie es kommen musste. Bei den Frisören gibt es unzählige Terminabsagen. Auch Korinna Ernst wurde von der neuen Allgemeinverordnung überrascht. „Wir haben gar keine Vorbereitungszeit, wir können diese Test-Termine gar nicht so schnell versorgen. Wir denken, dass einige Kunden den Termin nicht einhalten können“, erzählt sie. Im Salon von Korinna Ernst macht sie derweil ihre Mitarbeiterin hübsch. Schließlich sollen die Frisörmitarbeiter hübsch aussehen und ihre Kunden ermutigen, doch zum Frisör zu gehen. Doch bei den strengen Verordnungen wird es viele Menschen geben, die den Termin absagen werden. Dies geschah schon am Freitag und auch am heutigen Samstag. Es gibt bis jetzt reihenweise Terminabsagen. Der Vogtlandkreis hat ab Montag die härtesten Coronabestimmungen. Mit einer Inzidenz von 239 zählt dieser mit zu den Hotspots Deutschlands. Ursache für die hohen Inzidenzzahlen ist das mutierende Coronavirus. Es breitet sich rasant in den Grenzregionen aus. Zahlreiche Pendler haben vermutlich das Virus aus Tschechien nach Deutschland eingeschleppt.
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Unsere O-Töne
Michael Lienemann Friseurmeister: „Wir haben hier alteingesessenes Friseurgeschäft in der 4. Generation. Ganz schlimm, wir haben das selber erlebt, als wir gerade zum Coronatest waren, kam die Nachricht, dass dies auch für Kunden ab Montag zählen wird. Das ist natürlich eine Oberkatastrophe. Weil das ein reisen Aufwand ist und Kunden abschreckt, die endlich nach 10 Wochen Lock Down einen Friseurtermin bekommen haben. Die 10 Wochen waren schlimm genug, es hat uns unzählig Geld gekostet von dem wir noch keinen Pfennig wiedergesehen haben. Auf das Kurzarbeitergeld wartet man Monate. Nach den vielen Wochen solch ein Einfall. Mit dieser heutigen Nachricht, die Freitagnachmittag verkündet wird, dass Kunden Montag einen Test zu machen. Das kann man einfach nicht machen, da es technisch nicht möglich ist. Die Kunden haben gar keine Chance mehr zu gehen. Wir haben die letzten 2 Stunden nur Absagen bekommen. Zwei Mitarbeiter von uns müssen durch wieder geschlossene Kitas wieder daheimbleiben. Momentan geht die Situation nicht schlimmer. Die 10 Wochen mussten wir mit privaten Ersparnissen und Krediten ausgleichen. Für mich ist das eine Enteignung. Die Kunden wissen gar nicht, ob sie den Test bezahlen müssen. Wir hatten schon zwei Anrufe, wenn mich das 25 Euro kostet, gehen wir nicht zum Friseur. Es gibt keinen Grund mehr zum Optimismus. Die Politik ist unfähig. Sie kriegen es nicht auf die Reihe. Jede Entscheidung der letzten Woche war immer falsch. Ich prophezeie es wird immer schlimmer. Ich wünsche mir endlich, dass man mit logischen Handeln Sachen schafft, die schaffbar sind. Der Lock Down hätte richtig scharf sein müssen. Ich Kollegen, frisch ausgebildete Friseure, die schließen müssen – für immer. Bei den Bestimmungen die wir im Vogtlandkreis haben, wird die Zange immer mehr zugespannt. Ich befürchte, dass in unserer Branche 1/3 zumacht und nie wieder aufmachen.
Korinna Ernst – vogtländische Innungsmeisterin: „Erwartet hatten wir diese Tests, dass das aber innerhalb von zwei Tagen umzusetzen ist, ist ein riesen Problem. Wir haben gar keine Vorbereitungszeit, wir können diese Termine gar nicht so schnell versorgen. Wir denken, dass einige Kunden den Termin nicht einhalten können. Wir hatten uns große Mühe gegeben, diese Einteilung einzuhalten, dass nur eine gewissen Anzahl an Kunden in den Salon dürfen. Wenn die Kunden die Zeiten zum Testen nicht in den Salon dürfen, sind das Leerlaufenzeiten für uns. Wir erwarten einen Umsatzrückgang, weil auch einige Kunden sich nicht Testen lassen möchten, oder weil das zu umständlich ist. Was ganz wichtig ist – auf ländlichem Gebiet, die nicht Autofahren können, haben keine Möglichkeit sich testen zu lassen. Solch Sachen wie heute, solch 2 Tagesaktionen sind nicht zu realisieren, da verliert man den Mut.
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Unsere Bilder
- Blick in Frisörladen
- Mitarbeiter und Inhaber desinfizieren Laden
- Haarspray und Haarwäsche werden in Regal wieder eingeräumt
- Inhaber sitzt traurig auf Wartesofa
- Inhaber nimmt Terminabsage an
- Interview Frisör und Innung
- Inhaberin schneidet Mitarbeiterin Haare
- Haarspray in Aktion
- Kontaktnachverfolgung im Frisör
- Salon wird desinfiziert
- zahlreiche Schnittbilder