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Datum: 28.08.2022 - 21:54 Uhr | Spanien

Verheerende Unwetter möglich: Rekordwerte am Mittelmeer – Das Wasser ist viel zu warm, Experten im O-TON schlagen Alarm, extreme Sturmsysteme könnten auftreten, Mittelmeer wärmer als die Karibik, Touristen auf Mallorca finden das hingegen gut VOXPOPS

Katastrophale Folgen für Europa: Rekordwerte nach Hitzesommer am Mittelmeer – Badenwannenwasser sorgt für enorme Energie für Stürme

Verheerende Unwetter möglich: Rekordwerte am Mittelmeer – Das Wasser ist viel zu warm, Experten im O-TON schlagen Alarm, extreme Sturmsysteme könnten auftreten, Mittelmeer wärmer als die Karibik, Touristen auf Mallorca finden das hingegen gut VOXPOPS: Katastrophale Folgen für Europa: Rekordwerte nach Hitzesommer am Mittelmeer – Badenwannenwasser sorgt für enorme Energie für Stürme

Datum: 28.08.2022 - 21:54 Uhr
Ort: Mallorca / Spanien / Mittelmeer

Der Rekord-Hitzesommer 2022 bringt nun ein weiteres Problem mit sich: Bereits am 24. Juli erreichte die Wassertemperatur im Mittelmeer vor der Küste von Alistro im Osten Korsikas nach Angaben des meteorologischen Observatoriums Keraunos in Frankreich einen Spitzenwert von 30,7 °C. Das ist ein neuer Allzeitrekord! Mittlerweile werden auch im westlichen Mittelmeer rund um die Ballearen (unsere Bilder zeigen die Situation in der beliebten Badebucht von Alcudia auf Mallorca) Spitzenwerte von 30 Grad erreicht (ON TAPE). Somit liegt die Wassertemperatur 4 bis lokal 7 Grad über dem Normalwert. Das sind tropische Verhältnisse wie in der Karibik, dem Golf von Mexiko oder in den Gewässern vor den Malediven. Demnach ist das Mittelmeer das sich am schnellsten erhitzende Meer der Erde. Mit gravierenden Folgen für die biologische Vielfalt und auch für das Wettergeschehen in Europa. Das viel zu warme Wasser bedeutet auch eine deutlich höhere Luftfeuchte. An den Mittelmeerküsten ist es derzeit schwül-heiß wie sonst im Süden Floridas. Mehr Feuchte heißt mehr potenzielle Energie für Stürme und Gewitter, die hier vor allem im Herbst auftreten. Wenn kalte Luft aus Nordeuropa über das extrem warme Mittelmeer vorstößt, kann es zu gewaltigen Sturmsystemen mit extremen Starkregen führen. Katastrophal, denn nach der Dürre können die Böden große Wassermassen in kurzer Zeit nicht aufnehmen. Experten im O-TON (Dr. Jacopo Zannoni, Meteorologe aus Genua und Marco Kaschuba, Meteorologe und Experte für Naturgefahren) schlagen Alarm: Die Folgen könnten in diesem Jahr deutlich schlimmer ausfallen als sonst. Und auch ein klarer Trend in Zeiten der globalen Erwärmung ist zu sehen: Mehr Hitzewellen und mehr Trockenphasen, aber auch mehr Unwetter in Form von Starkregen und Hagel. Touristen (VOXPOPS) auf Mallorca finden diese hohen Badetemperaturen jedoch gut, müssen sich aber vor allem in den Herbstmonaten von September bis November auf möglich schwere Unwetter einstellen.

© extremwetter.tv / Marco Kaschuba
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Unsere O-Töne

Marco Kaschuba, Meteorologe und Experte für Naturgefahren aus Deutschland:


Das Mittelmeer hat derzeit eine Wassertemperatur von 27 bis 30 Grad. In manchen Buchten sogar 31-32 Grad. Das sind tropische Verhältnisse. Es ist so warm wie in der Karibik. Bereits im Juli lagen die Wassertemperaturen lokal 6 Grad über dem Durchschnitt. Das Mittelmeer ist damit das sich am schnellsten erhitzende Meer der Erde. Und das hat natürlich gravierende Folgen, zum einen für die Meeresbewohner, für die gesamte biologische Vielfalt. Aber auch für die Wetterentwicklung in Europa. Denn, eine so warme Meeresoberfläche bedeutet auch eine höhere Luftfeuchte in der unteren Atmosphäre. Und das spürt man auch deutlich. Und mehr Feuchte bedeutet potenziell mehr Energie für Stürme und Gewittersysteme, die rund um das Mittelmeer vor allem im Herbst auftreten. Sobald die Kaltlufteinbrüche aus Norden über das viel zu warme Mittelmeer vorstoßen, können gewaltige Stürme entstehen, die dann vor allem für extremen Starkregen und bei sogenannten Superzellen für großen Hagel sorgen. Vor allem nach der großen Dürre und Trockenheit sind die Böden nicht in der Lage, große Wassermassen in kurzer Zeit aufzunehmen. Deshalb wären dann schwere Überflutungen und Sturzfluten die Folge. Auch vermehrt Wasserhosen, also Tornados über dem Wasser, werden dann auftreten, weil der Temperaturgratient über der Wasseroberfläche in den unteren 1000 m dann sehr hoch ist. Das alles ist nichts Neues und betrifft im Herbst regelmässig die Mittelmeerregion. Doch mit mehr potenzieller Energie, könnten die Folgen in diesem Jahr deutlich schlimmer ausfallen. Man erkennt dahingehend auch einen klaren Trend aus den vergangenen 30 Jahren. Extremwetterlagen nehmen demnach zu. Häufiger große Hitze, lange Trockenphasen und dann auch wieder heftige Stürme mit Starkregen. Solche Ereignisse gab es natürlich schon immer, auch in Deutschland, aber nicht in dieser Qualität und Häufigkeit.


Dr. Jacopo Zannoni, Meteorologe aus Genua, Italien (grobe deutsche Übersetzung):


Das Mittelmeer hat in diesem Jahr wirklich wahnsinnige Temperaturen erreicht. Man denke nur daran, dass in den nördlichen Becken, d.h. um Ligurien, die Toskana und Korsika, Werte von fünf Grad über dem Durchschnitt erreicht wurden. Aber auch im übrigen Mittelmeerraum sieht es nicht besser aus, die Temperaturen liegen drei bis vier Grad über dem Durchschnitt für diesen Zeitraum. Und das ist sehr viel, denn das Wasser erwärmt sich in der Regel viel langsamer als die Luft mit hoher Wärmekapazität. Dabei handelt es sich jedoch um Computerprognosen in einer Datenbank, was etwas anderes ist. Dies kann sowohl Risiken für die Fauna als auch für die Flora mit sich bringen, da einige Fischarten buchstäblich verschwinden. Aber auch aus wettertechnischer Sicht kann es zu sehr, sehr extremen Phänomenen kommen, wie wir leider in der letzter Woche auf unserer Halbinsel gesehen haben, mit Verletzten und sogar Todesopfern in Ligurien, der Toskana und anderen Regionen. Die Unwetter in Sestri Levante ist von großer Bedeutung. In der Geschichte Liguriens hat es noch nie einen Hagelsturm von solchem Ausmaß gegeben. SolcheÜberschwemmungen entstehen nur, wenn sehr viel Energie vorhanden ist. Folglich führt die stärkere Präsenz von Energie über dem Mittelmeer zu einer stärkeren Bildung dieser Sturmsysteme, und bei einem wärmeren Meer ist es für Störungen schwieriger, es zu passieren. Damit diese überleben können, so können wir sagen, auf diesem warmen Meer, das sie buchstäblich austrocknet, müssen sie sehr intensiv sein, aber wenn diese Störungen sehr intensiv sind und daher den Durchgang schaffen, sind die Phänomene. Die Begleitphänomene sind sehr stark, so dass die Zahl der Gewitter nicht zunehmen wird, aber die wenigen Ereignisse können wirklich verheerend sein. Es gibt einen Aufwärtstrend bei der durchschnittlichen Meerestemperatur bis zu fünf Grad pro Jahrzehnt, was sehr viel ist, so dass in den letzten dreißig Jahren ein Anstieg der durchschnittlichen Meerestemperatur um anderthalb Grad zu verzeichnen war, was wirklich sehr viel ist. Und das führt in den letzten Jahren zu wirklich extremen Ereignissen. Es bilden sich sozusagen kleine Wirbelstürme über dem Mittelmeer, und man kann sagen, je wärmer das Meerwasser ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich diese Systeme bilden, vor allem im Spätsommer und Herbst, wenn das Meer am wärmsten ist. Mehr Wärme bedeutetmehr Verdunstung. Die Gewitterphänomene verfügen also über sehr, sehr viel Energie und können daher wirklich heftigeWolkenbrüche und sehr, sehr intensive Hagelstürme hervorrufen. Und es muss auch gesagt werden, dass solche warmen Meere auch Hitzewellen begünstigen. Denn die Luftmassen, die aus Nordafrika kommen, neigen dazu, ihre Eigenschaften beizubehalten, weil sie kein kaltes Meer finden, um sie zu anzukühlen, und folglich kommen die Luftmassen mit all ihren Eigenschaften direkt aus der Wüste Sahara und bringen diese absurden Temperaturen, diese Rekorde, die wir in ganz Europa immer wieder brechen, sogar 40 Grad in London. Das sind Werte, die absolut außerhalb jeder Logik sind, so dass der Anstieg der Meerestemperatur auch Veränderungen in der Flora und Fauna mit sich bringt. Hier in Ligurien stellen wir anhand von Daten eine Zunahme der Algen fest, von denen einige auch giftig und daher für den Menschen problematisch sind. Fische leben auch in einem bestimmten Temperaturbereich, und so mussten vielleicht bestimmte Arten, die in einer bestimmten Tiefe lebten, das Gebiet wechseln, um zu überleben. Manche Fische sind noch tiefer gegangen. Tatsächlich hat sich auch hier die Fauna verändert, denn früher waren bestimmte Fischarten sogar in Küstennähe zu finden. Jetzt muss man viel weiter ins Meer hinausfahren, um sie zu sehen. Es gibt Möglichkeiten, die Umwelt weniger zu verschmutzen und zu versuchen, weniger Gas in die Atmosphäre zu blasen. Aber das ist schon seit Jahren bekannt, und es wurde nur sehr wenig getan.

VOXPOPS Deutsche Touristen auf Mallorca:

Es ist super hier; sehr warm, wie Zuhause in der Badewanne; aber kaum Abkühlung.



    Unsere Bilder
  • Experten im Interview
  • Voxpops Deutsche Mallorca-Touristen
  • Drohnenbilder Alcudia-Bucht Mallorca
  • Wassertemperatur-Messung
  • Thermometeranzeige mit über 30 Grad Wassertemperatur
  • Touristen beim Baden, Spielen, Laufen am Strand
  • Türkises Wasser auf Mallorca
  • Gewaltige Gewitterwolke über Alcudia
  • div. Schnittbilder Mallorca, Strand und Wasser
  • traumhafter Sonnenaufgang über dem warmen Mittelmeer

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